Technische Entwicklung für sichere und gesunde Arbeit

Neue Assistenzsysteme an Tisch- und Formatkreissägemaschinen

Tisch- und Formatkreissägemaschinen sind in holzverarbeitenden Betrieben weit verbreitet. Trotz bestehender Sicherheitsvorkehrungen bergen sie Gefahren, insbesondere wenn Werkstücke entlang des Sägeblatts manuell geführt werden. Assistenzsysteme können diese Risiken reduzieren.

Eine der größten Gefährdungen bei der Arbeit an Tisch- und Formatkreissägemaschinen ist der Kontakt mit dem Sägeblatt. Mithilfe der Sägeblatt-Schutzhaube kann die Gefahrenquelle weitestgehend abgeschirmt werden. Dennoch bleibt ein Spalt, der den Zugriff ermöglicht und den versehentlichen Kontakt mit dem Sägeblatt im Arbeitsablauf nicht ausschließt.

Aktive Systeme zur Verletzungsminderung

Unfälle können sich insbesondere dann ereignen, wenn Bedienpersonen vom Werkstück abrutschen, mit ihren Händen in der Schnittlinie das Werkstück vorschieben, schmale Leisten ohne Schiebeholz bearbeiten oder versuchen, Reststücke von Holz unter der Schutzhaube zu entfernen.

Neue Assistenzsysteme an Tisch- und Formatkreissägemaschinen
© Anselm/ stock.adobe.com

Angesichts dieser Gefahren haben Maschinenhersteller aktive Systeme zur Verletzungsminderung (Active Injury Mitigation System – kurz AIMS) entwickelt. Sie erkennen eine Hand am oder in der Nähe des Sägeblatts und reagieren sofort: Das Sägeblatt wird blitzschnell unter den Maschinentisch bewegt. Diese Systeme können Verletzungen verhindern oder zumindest die Verletzungsschwere verringern.

Vorteile und Vorgaben

Die neuen Assistenzsysteme für Tisch- und Formatkreissägemaschinen bieten einige Vorteile. Sie sollen die Sicherheit und damit die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verbessern. Um die volle Funktion der AIMS ausschöpfen zu können, müssen die Herstellerangaben beachtet werden. Ein Beispiel dafür ist, dass das AIMS deaktiviert werden muss, damit bei bestimmten Materialien keine Fehlauslösung erfolgt. Oder es müssen gute Lichtverhältnisse vorhanden sein, damit die Hand erkannt werden kann. Möglicherweise müssen Arbeitsweisen geändert werden. Es kann notwendig sein, die verwendeten Hilfsmittel, wie beispielsweise Schiebestock und Schiebeholz, bezüglich der Farbe oder der Dimension und Form anzupassen.

Kein Ersatz für bewährte Schutzmaßnahmen

Grundsätzlich ergänzen AIMS die bekannten Sicherheitseinrichtungen – wie etwa die Schutzhaube, die Sägehilfe „Fritz und Franz“ der BGHM oder ein Nachschiebeholz – und ersetzen sie nicht. Es ist weiterhin notwendig, alle für die Arbeitsgänge vorgesehenen Schutzeinrichtungen einzustellen und zu verwenden. Die Sägeblatt-Schutzhaube bleibt zum Beispiel unverzichtbar, da sie auch als wirksames Stauberfassungselement dient. Die neuen Schutzsysteme sollen das Risiko schwerer Handverletzungen zusätzlich reduzieren.

Schutz braucht Planung und System

Die Einführung eines AIMS erfordert außerdem spezielle organisatorische Maßnahmen. Bedienpersonen müssen zusätzlich in den neuen Systemen unterwiesen werden, damit sie die korrekte Anwendung und die Herstellervorgaben kennenlernen. AIMS können wie Fahrassistenzeinrichtungen beim Auto deaktiviert werden und in diesem Zusammenhang können nach dem Deaktivieren des Systems Fehler passieren. Daher sollte das bei der Unterweisung besondere Beachtung finden.

In der aktuellen Normungsarbeit zur Formatkreissägemaschine arbeiten unter anderem die Vertreterinnen und Vertreter der gesetzlichen Unfallversicherungsträger intensiv daran, dass die sicherheitstechnischen Anforderungen für die Integration von AIMS systematisiert und in die internationale Norm für Formatkreissägen aufgenommen werden.

Daniel Kaiser, BGHM

Ausgabe 1/2025