Starke Kooperation für Betriebe

SICHER SCHWEISSEN: Schweißrauchminderung ist jetzt Programm

Dass Großes aus einer BGHM-Veranstaltungsreihe entstehen kann, zeigt die Initiative SICHER SCHWEISSEN. Sie ist aus den seit 2019 regelmäßig stattfindenden BGHM-Schweißrauchkolloquien hervorgegangen.

Schwerpunkt der Initiative, der sich zahlreiche Kooperationspartner angeschlossen haben: die Schweißrauchexposition der Beschäftigten in den Betrieben zu reduzieren. Was in diesem Zusammenhang bereits erreicht worden ist und was alles noch auf dem Plan steht, erläutert Rolf Woyzella im Interview.

Er ist Aufsichtsperson und Fachreferent für Arbeitsplatzlüftung und Raumlüftung bei der BGHM. Sowohl am Schweißrauchkolloquium als auch an der Initiative SICHER SCHWEISSEN ist er federführend beteiligt.

Herr Woyzella, können Sie beschreiben, was das Ziel des Schweißrauchkolloquiums war?

SICHER SCHWEISSEN: Schweißrauchminderung ist jetzt Programm
© BGHM
Rolf Woyzella
Rolf Woyzella, Aufsichtsperson und Fachreferent für Arbeitsplatzlüftung und Raumlüftung bei der BGHM
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Der Umgang mit Schweißrauchen ist seit 2015 für die Betriebe herausfordernder geworden, weil in Deutschland ein sehr niedriger Grenzwert für alveolengängige Manganverbindungen eingeführt wurde. Mangan kann, je nach Werkstoff, in Schweißrauch vorhanden sein und den sogenannten Manganismus verursachen. Die Symptome ähneln denen der Krankheit Parkinson.

In vielen Fällen ist der Mangan-Grenzwert mit einer einzelnen Schutzmaßnahme nicht einzuhalten, sondern es müssen verschiedene Maßnahmen kombiniert werden. Grundsätzlich gilt, dass alle Möglichkeiten der Schweißrauchminderung genutzt werden müssen, um Grenzwerte einzuhalten und die Beschäftigten bestmöglich zu schützen.

Wir wollten gemeinsam mit allen am Schweißprozess Beteiligten Lösungsansätze dafür finden. Also haben wir Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitnehmer- und der Arbeitgeberseite, des staatlichen Arbeitsschutzes, der gesetzlichen Unfallversicherung, der Fachverbände, der Hersteller und der Wissenschaft im Schweißrauchkolloquium zusammengerufen.

Wie groß ist denn das Schweißrauchproblem in den Betrieben?

Seit der Einführung des Grenzwerts für alveolengängige Manganverbindungen werden in Betrieben deutlich häufiger Grenzwertüberschreitungen festgestellt. Unternehmer gehen auf sehr unterschiedliche Weise mit dieser Problematik um. Die Bandbreite reicht vom großen Ehrgeiz, die Grenzwerte einzuhalten, bis zu der Konsequenz, Schweißarbeiten aus Deutschland abzuziehen. Manche Betriebe können die unter Umständen komplexen Lösungsansätze für eine erfolgreiche Schweißrauchminderung nicht allein entwickeln.

Was hat es mit der Initiative SICHER SCHWEISSEN auf sich? Welche Angebote für Betriebe mit Schweißarbeitsplätzen beinhaltet sie?

Die Initiative SICHER SCHWEISSEN wurde ins Leben gerufen, um die Ergebnisse des Schweißrauchkolloquiums in die Betriebe zu tragen und damit bei der Schweißrauchminderung zu unterstützen. Die Webseite www.sicherschweissen.de ist ein zentrales Element und dient als Wissensportal. Sie wird kontinuierlich weiterentwickelt. Alle Kooperationspartner bringen neue Erkenntnisse und vor allem ihre Innovationen ein. In einem webbasierten Training zum Thema sicheres Schweißen erhalten Anwenderinnen und Anwender Informationen zu Gefahrstoffen, zu schweißtechnischen Arbeiten und zum Schweiß- rauchminderungsprogramm.

Logo: Sicher Schweissen

Wie geht es weiter?

Hauptaufgabe ist es jetzt, die noch offenen Themen als Gemeinschaft kontinuierlich weiter zu bearbeiten. Dazu gehören beispielsweise die Optimierung von Schweißkennlinien oder Draht- Gas-Kombinationen. Zum einen werden wir weiter forschen und Lösungen entwickeln. Zum anderen werden wir Ergebnisse und neue Erkenntnisse veröffentlichen und dafür sorgen, dass die Ergebnisse gut verständlich sind und in der Fläche ankommen.

Ein Ergebnis der bisherigen Aktivitäten ist die DGUV Information 209-096 „Schweißrauchminderung im Betrieb – Schweißrauchminderungsprogramm“. Worum geht es in der Schrift und welchen Nutzen bringt sie den Betrieben?

Die DGUV Information, die im Sommer 2023 veröffentlicht wurde, kann sowohl bei der Beurteilung als auch bei der Minderung der Gefährdung durch Schweißrauche in der Praxis unterstützen. Die Schrift ist in aktueller Fassung auf das Metall- Schutzgasschweißen (MIG/MAG-Schweißen) ausgerichtet. Das Schweißrauchminderungsprogramm beschreibt die notwendigen Schritte (siehe Grafik) zur Beurteilung und Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes an Schweißarbeitsplätzen. Auf der Basis des Schweißrauchminderungsprogramms kann in Betrieben ein betriebs- oder arbeitsplatzbezogener Schweißrauchminderungsplan aufgestellt werden. Arbeitsschutzverantwortliche können damit relevante Faktoren des gesamten Schweißprozesses systematisch betrachten und optimieren.

Herr Woyzella, herzlichen Dank für das Gespräch!

Grafik: Schweissrauchminderungsprogramm
Die sieben Schritte des Schweißrauchminderungsprogramms aus der DGUV Information 209-096
© BGHM

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Ausgabe 1/2025